Schulnoten sagen nicht immer etwas über tatsächliche Fähigkeiten aus: das kennt jeder aus der eigenen Schulzeit; jeder kennt jemanden, der richtig gut in Mathe ist, aber einfach mit dem Lehrer nicht zurechtkam. Und auch jeder Arbeitgeber wird schon einmal festgestellt haben, dass die Noten in einem Zeugnis nicht immer mit den tatsächlichen Fähigkeiten eines Bewerbers zusammenpassen; ob man nun mehr erwartet hätte oder ob man positiv überrascht wird. Für uns von Onwerk waren in einem Vorstellungsgespräch Noten auf dem Papier noch nie besonders wichtig, wir haben unseren Fokus schon immer stärker auf andere Eigenschaften oder Kenntnisse gelegt.
So mussten wir auch nicht lange überlegen, als wir eigentlich aus reinem Zufall an ein ganz besonderes Projekt geraten sind:
Valerie Wildenmann und Philippe Zwick Eby, zwei Förderschullehrer, haben in mühevoller Kleinarbeit den Lehrplan des Landes Baden-Württemberg in über 1300 Einzelkompetenzen aufgeteilt und in Schülersprache übersetzt: das CHECK!-System. Die Kompetenzen wurden in verschiedene Themengebiete gebündelt, die auf vier Schülerhefte aufgeteilt sind. Diese „CHECK!“-Hefte werden seither von dem dazu gegründeten Raup&Ritter-Verlag vertrieben. Der Verlag selbst hat keine Gewinnabsicht, die Produkte werden zum Selbstkostenpreis verkauft.
Damit bieten die beiden Lehrer allen Schulen eine Lösung an für eine Aufgabe, die sonst jede Schule separat und mit viel Aufwand lösen müsste. Denn seit einigen Jahren fordern das Kultusministerium Baden-Württemberg und das Landesinstitut für Schulentwicklung ein Umdenken an den Schulen: Jede Schule soll ein sogenanntes Kompetenzrastersystem einsetzen. Es geht also primär nicht mehr um den Stoff, der gelehrt werden soll, stattdessen liegt der Fokus nun auf den Kompetenzen und Fähigkeiten, die die Schüler und Schülerinnen in ihrer Schulzeit erlernen sollen.
Die Forderung nach der Entwicklung eines Kompetenzrastersystems führte bei vielen Schulen zu einer Microsoft-Excel-Lösung. Das ist aber aus Sicht eines Informatikers keine echte, tragfähige Lösung; sie hat einfach zu viele Nachteile: Es gibt keine Nachverfolgbarkeit, man kann nicht mit Kollegen zusammenarbeiten, es gibt keine Versionierung und eine vernünftige, übersichtliche Darstellung ist schon gar nicht möglich.
Nachdem wir von Onwerk von dem CHECK!-Projekt erfuhren, haben wir uns entschlossen, den Non-Profit-Verlag pro-bono zu unterstützen und mit ihm gemeinsam eine moderne, intuitive und webbasierte Plattform für das CHECK!-Kompetenzrastersystem zu entwickeln: „CHECK! Lehrerzimmer“.
Nach knapp zwei Jahren nebenberuflicher Arbeit ist diese Plattform jetzt veröffentlicht und frei zugänglich, sie ist erreichbar unter der Webadresse https://portal.check-lehrerzimmer.com/
Mit dem CHECK!-Lehrerzimmer-Webportal können Schülerkompetenzen eingetragen und verwaltet werden, es können Stoffverteilungspläne für Klassen erstellt werden, es können für einzelne Schüler und Schülerinnen individuelle Förderpläne erstellt werden und man kann über einen Bericht den aktuellen Lernstand und Lernfortschritt der Klasse ermitteln. Es ist also ein Werkzeug, das alle Teilaspekte eines modernen Unterrichts umfasst: Diagnostik, Planung, Durchführung, Kontrolle und Bericht. Man kann natürlich alleine mit CHECK! Lehrerzimmer arbeiten, aber das ganze Potential zeigt sich, wenn es schulweit eingesetzt wird und vom gesamten Kollegium genutzt wird. So können Lehrer und Lehrerinnen gemeinsam Pläne entwickeln, man sieht welche Kompetenzen von anderen eingetragen wurden und die eingetragenen Kompetenzen bleiben über die gesamte Schullaufbahn erhalten. Eine komplette Übersicht der Funktionen sowie eine Tour durch das System gibt es auf der Homepage des CHECK!-Lehrerzimmer-Projekts.
Genau wie die Schülerhefte werden auch die Lizenzen für CHECK! Lehrerzimmer zum Selbstkostenpreis verkauft; Onwerk verdient nichts an den verkauften Lizenzen. Die Einnahmen gehen in die Serverinfrastruktur, etc.
Entwickelt wurde das System mit Angular.JS und Bootstrap im Oberflächenbereich, im Serverbackend setzen wir Node.js und eine MySQL-Datenbank ein.
Unterstützt haben uns bei der Entwicklung Herr Prof. Dr. rer. nat. Sven Klaus und Herr Prof. Dr. Peter Knauber vom Fachbereich Informatik der Hochschule Mannheim, die für dieses Projekt ein Semesterprojekt ins Leben riefen, in dem die Studierenden Jasmin Joswig, Vitaly Pressler, Eduard Kari und Robert Kettler, den Grundstein der Programmierung legten.